Friedrich Seidenstücker (1882–1966) zählt zu den bedeutenden Chronisten des Alltagslebens im Berlin der Weimarer Republik. Seine atmosphärischen Aufnahmen erzählen von beiläufigen Ereignissen und Begebenheiten: vom leichten Sonntagsvergnügen und vom beschwerlichen Arbeitsalltag, von Kinderspielen auf der Straße und dem Treiben auf Bahnhöfen und im Zoo. Seidenstücker zeigt mit seinem augenzwinkernden, ja, humoristischen Blick die Menschen und das Leben in der Metropole. Seine Photographien von Kleingewerbetreibenden wie Kutschern, fliegenden Händlern, Kofferträgern und Zeitungsverkäuferinnen machen jedoch auch die Härten der Großstadtexistenz sichtbar und lassen oftmals im Hintergrund und an den Bildrändern die Gegensätze der sozialen Realität in den Zwischenkriegsjahren durchscheinen.
Im Rahmen des Internationalen Photoszene-Festivals 2021 präsentiert das Käthe Kollwitz Museum Köln in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsgemäldesammlung | Pinakothek der Moderne das mehr als 100 Werke umfassende Konvolut an Aufnahmen des Berliner Photographen aus der Sammlung Ann und Jürgen Wilde.