Schwarze Kreide, Feder und Pinsel in Tusche und Sepia auf olivgrünem Papier, der Hintergrund weiß gehöht, NT (469a)
Diese Arbeit wird im Simplicissimus am 1. März 1909 veröffentlicht mit dem Titel »Mißtrauen« und dem Text: »Verflucht, is das 'ne Kälte! Man könnt meinen, der liebe Gott wär' Aktionär von'n Kohlebergwerk.« Indem sie die Flächen betont, hat Käthe Kollwitz diesen Illustrationsentwurf einer neuen Drucktechnik des Simplicissimus angepasst.
Wärmehallen sind soziale Tagesstätten, die mit der Industrialisierung in den wachsenden Großstädten zunehmend eingerichtet werden. Sie bieten Obdach- und Arbeitslosen aber auch ›verschämten Armen‹ für ein paar Stunden am Tag Schutz vor Kälte, meist verbunden mit einem kostenlosen oder preiswerten warmen Getränk und Essen. In den größeren Hallen halten sich teilweise bis zu 2.500 Menschen täglich auf. Als Pendant zu den Wärmehallen gibt es für den Aufenthalt in der Nacht Obdachlosenasyle.
Käthe Kollwitz nimmt dieses Thema während der Zeit der Weimarer Republik in verschiedenen Arbeiten erneut auf. Dann sind es vor allem die Frauen und Kinder, die durch die Lebensmittelknappheit nach dem Ersten Weltkrieg auf öffentliche soziale Einrichtungen wie Suppenküchen angewiesen sind.
Indem die Künstlerin bei dieser Zeichnung die getuschten Flächen betont, passt sie ihren Illustrationsentwurf einem neuen Druckverfahren des ›Simplicissimus‹ an.
Käthe Kollwitz, Wartende Frauen und Kinder bei der Essensausgabe, 1918-1919, Feder in Tusche auf festem Velin, NT (794a)
Käthe Kollwitz, Zwei Kinder beim Essen, um 1927/28, Kreide und Kohlezeichnung auf kartonstarkem Velin, NT (1149a)
Käthe Kollwitz, Volksküche, 1926-1928, schwarze Kreide auf gelblichem Ingres-Bütten, NT (994a)