Der neue SIMPLICISSIMUS. Satire für die Bonner Republik
1. Juli - 3. Oktober 2022
Verlängert bis 13. November!

Der neue
SIMPLICISSIMUS

Satire für die Bonner Republik

Wie ein Phönix aus der Asche erscheint im Nachkriegsdeutschland die Wochenzeitschrift SIMPLICISSIMUS neu und liefert in Wort und Bild kritische Kommentare und vergnügliche Glossen zu Sitten und Unsitten, Hoffnungen und Ängsten der jungen Bundesrepublik. Bis 13. November 2022 steht das bekannteste Satireblatt der Wirtschaftswunderjahre nun im Fokus einer Sonderausstellung. Titelblätter, Zeichnungen und Lithographien aus den Jahren 1954 bis 1967 entführen in eine noch gar nicht so lang vergangene Epoche – und weisen auf Parallelen zum heutigen Weltgeschehen.

Schon im Wilhelminischen Kaiserreich nahm der SIMPLICISSIMUS mit Witz und Schärfe politisch-gesellschaftliche Missstände aufs Korn. Manchen galt die Zeitschrift mit dem bissigen Wappentier, der roten Bulldogge, sogar als die »einzige echte Opposition« jener Epoche. Zu den Künstlern, die damals Bildmotive beitrugen, zählt auch Käthe Kollwitz.

Nach dem Ersten Weltkrieg ist das Blatt jedoch wechselhaften Schicksalen unterworfen: Gleichgeschaltet und gezähmt geht der SIMPLICISSIMUS im September 1944 schließlich an banaler Papierknappheit zugrunde.

Der rote Hund beißt wieder zu

Die erste Ausgabe des neuen SIMPLICISSMUS, Jg. 1954, Nr. 1, 9. Oktober 1954, Titelgrafik »Gott mit euch!« von H.M.-Brockmann
Die erste Ausgabe des neuen SIMPLICISSMUS,
Jg. 1954, Nr. 1, 9.10.1954

In den 1950er Jahren – zur Zeit des Kalten Krieges, der deutschen Teilung und des Wirtschaftswunders – lässt eine neue Riege von Zeichnern und Textern die kritische Tradition unter dem berühmten Titel wiederaufleben. Bevorzugtes Ziel: die Protagonisten des Ost-West-Konflikts und die Politik Konrad Adenauers in europäischen und in innerdeutschen Fragen. Aber auch der »deutsche Michel« selbst muss sich Schmähkritik gefallen lassen.

Wiederum sind es vor allem die Zeichner, die dem Blatt ein prägnantes Gesicht verleihen. Neben Karikaturisten wie A. Paul Weber oder Hanns Erich »Erik« Köhler, die bereits im Sinne des nationalsozialistischen Regimes tätig waren, stehen aber neue Künstler wie Manfred Oesterle oder Wigg Siegl aus der Mitte der Gesellschaft. Sie spiegeln nun das Zeitgeschehen der Bonner Republik und liefern Beiträge mit Biss. Erneut heißt es: »Angriff!«. Bald schon wird die rote Dogge von Politikern und anderen Spitzen der Gesellschaft wieder gefürchtet – von seinen Leserinnen und Lesern wird der SIMPLICISSIMUS gefeiert.

Beim Blick in den satirischen Zerrspiegel jener Jahre erscheinen die vermeintlich alten sozialkritischen Themen und politischen Spannungen vor dem Hintergrund gegenwärtiger Entwicklungen erschreckend aktuell.

Kuratiert von Dr. Uwe Westfehling und Katharina Koselleck.
Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm mit Führungen, Film und Vortrag sowie mit Workshops für Erwachsene und Kinder begleitet.

Galerie

Th. Th. Heine, DIE ROTE DOGGE, das Wappentier des Simplicissimus, entworfen 1896
Henry Meyer-Brockmann, DER SIMPL-HUND, Simplicissimus, Jg. 1955, Nr. 2, 8.2.1955
Hanns Erich Köhler, CONTRA!, 1954, Tusche/Feder, Deckweiß, aquarelliert © Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover
Henry Meyer-Brockmann, GOTT MIT EUCH!, Simplicissimus, Jg. 1954, Nr. 1, 9.10.1954
Hanns Erich Köhler, DYNASTIE ADENAUER AUSGERUFEN, 1955, Simplicissimus, Jg. 1955, Nr. 14, 1.4.1955
Hanns Erich Köhler, DYNASTIE ADENAUER AUSGERUFEN, 1955, Tusche, Feder und Pinsel, Deckweiß, aquarelliert © Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover. Veröffentlicht im Simplicissimus, Jg. 1955, Nr. 14, 1.4.1955
Henry Meyer-Brockmann, DAS VETO DER BOMBE, Simplicissimus, Jg. 1956, Nr. 20, 19.5.1956
A. Paul Weber, RÜCKGRAT RAUS, 1951/1960, Lithographie © A. Paul Weber-Museum, Ratzeburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Veröffentlicht im Simplicissimus, Nr. 3, 30.10.1954
A. Paul Weber, NUN REDE, WENN DU KANNST, 1957, Lithographie © A. Paul Weber-Museum, Ratzeburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Veröffentlicht im Simplicissimus, Jg. 1957, Nr. 31, 3.8.1957
Manfred Oesterle, BERLIN BLEIBT DOCH BERLIN, Simplicissimus, Jg. 1958, Nr. 49, 6.12.1958
Manfred Oesterle, CHEZ CHARLES, Simplicissimus, Jg. 1959, Nr. 37, S. 548, 12.9.1959
Manfred Oesterle, ICH BLEIBE, WIE ICH BIN, 1959, Feder laviert © Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover. Veröffentlicht im Simplicissimus, Jg. 1959, Nr. 41, 10.10.1959
Wigg Siegl, UNSER TÄGLICH BROT GIB UNS HEUTE!, Simplicissimus, Jg. 1961, Nr. 3, S. 42, 4.1.1961
Henry Meyer-Brockmann, SPRUNG INS NEUE JAHR, Simplicissimus, Jg. 1961, Nr. 53, 31.12.1961
Manfred Oesterle, KLEINEUROPÄISCHES FREUNDESPAAR, Simplicissimus, Jg. 1963, Nr. 11, 16.3.1963

FÜHRUNGEN UND VERANSTALTUNGEN

Sonn- u. Feiertage

15 Uhr

Donnerstag

17 Uhr

1. Do im Monat

17 u. 19 Uhr

Kosten: nur Eintritt

Öffentliche Führungen

Der neue SIMPLICISSIMUS.
Satire für die Bonner Republik


Unsere Kunstvermittler:innen führen Sie zu den Highlights der Ausstellung und machen Sie mit Hintergründen und Zusammenhängen vertraut.

Montag

3.10.2022

11.30 Uhr

Kosten: 10 €
Anmeldung: bis 30.9.2022 unter museum@kollwitz.de

EXTRA-FÜHRUNG AM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT

1000 Meter deutsche Geschichte


Auf der kurzen Distanz von nur etwa 1000 Metern Wegstrecke lässt sich in der Kölner Innenstadt ein dramatisches Stück deutscher Zeitgeschichte anhand von beeindruckenden Kunstwerken nachvollziehen. Am Tag der Deutschen Einheit führt nach einem Rundgang in der Schau ein Stadtspaziergang zum Bronze-Denkmal Konrad Adenauers von Hans Wimmer und Gerd Weiland vor St. Aposteln und weiter zum »Schwebenden« von Ernst Barlach in der Antoniter-Kirche.

Dienstag

18.10.2022

17 Uhr

Kosten: nur Eintritt

EXTRA-FÜHRUNG In der Ausstellung

Kuratoren-Führung mit Dr. Uwe Westfehling


Schon im Kaiserreich nimmt die Wochenzeitschrift SIMPLICISSIMUS mit Witz und Schärfe politisch-gesellschaftliche Missstände aufs Korn. Vom Ersten Weltkrieg an jedoch, als sie sich dem patriotischen Zeitgeist anpasst, ist das Satireblatt mit dem bissigen Wappentier, der roten Bulldogge, wechselhaften Schicksalen unterworfen. Die 20er Jahre bringen zwar den alten Geist zurück, unter dem NS-Regime, gleichgeschaltet und gezähmt, geht die Zeitschrift 1944 schließlich an banaler Papierknappheit zugrunde. Im Nachkriegsdeutschland erscheint der SIMPLICISSIMUS aber neu und liefert in Wort und Bild wieder kritische Kommentare und vergnügliche Glossen zu Sitten und Unsitten, Hoffnungen und Ängsten der jungen Bundesrepublik.
Dr. Uwe Westfehling ist intensiv interessiert an diesem wiedererstandenen SIMPLICISSIMUS. Mit seiner Führung durch die von ihm kuratierte Ausstellung stellt Ihnen der Kunsthistoriker seine Highlights vor und steht Ihren Fragen Rede und Antwort.

Donnerstag

27.10.2022

19 Uhr

Kosten: 14 € / erm. 8 €
(inkl. Ausstellung)

TALK IM FORUM 

»Noch’n Gedicht!«
Der große Heinz-Erhardt-Abend mit dem Parodisten Andreas Neumann


Er ist der Schelm der Wirtschaftswunderjahre: Heinz Erhardt. Schon lange vor Comedy und Slapstick verzaubert der Kleinbürger-Poet mit schwarzer Hornbrille und onkelhaftem Charme das Nachkriegsdeutschland mit leichtem Witz und Wort-
verdrehereien. Am großen Heinz-Erhardt-Abend lässt der Parodist Andreas Neumann den beliebten Komiker wieder auferstehen! 

Weitere Informationen zum Begleitprogramm der Ausstellung wie die Elternzeit, das Kunstfrühstück und Workshops - auch für Kinder! - finden Sie in der Veranstaltungsübersicht

Adresse

Käthe Kollwitz Museum Köln

Neumarkt 18-24 / Neumarkt Passage

50667 Köln

+49 (0)221 227 2899

+49 (0)221 227 2602

Öffnungszeiten

Di bis So

11 - 18 Uhr

Feiertage

11 - 18 Uhr

Erster Do im Monat

11 - 20 Uhr

Montags

geschlossen

Bitte beachten Sie

Die Ausstellungsräume des Käthe Kollwitz Museum Köln bleiben wegen umfangreicher Baumaßnahmen vorübergehend geschlossen.

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